
Flip der Kater und Ziggy die Zecke
Neulich habe ich eine interessante Unterhaltung belauscht…
Einer meiner besten Freunde unterhält sich auf der Terrasse mit einem Besucher: „Hey, tut mir echt leid. Ich verstehe auch nicht, warum sie dich so grob behandelt hat. Mich hast du jedenfalls nicht gestört.“
Darauf der Besucher: „Danke für dein Mitgefühl. Dass viele mich nicht mögen ist nichts neues für mich. Wenn sie mir schaden, schaden sie nur sich selbst. In den Herzen der Menschen steckt viel Wut und Hass. Sie projizieren das auf mich. Ich nehme das nicht persönlich. Man sagt mir außerdem nach, krank zu machen und so wollen mich die meisten schnell loswerden.“
„Seit ich lebe und von dir begleitet werde, hast du mir noch nie etwas angetan. Ich gebe dir gerne etwas von mir, wenn du es brauchst. Wir leben doch gemeinsam hier, in Einheit!“, verteidigt mein Gefährte den ungebetenen Gast.
„Ja.“, stimmt der Gast zu. „Ich liebe deine Energie! du wirst so sehr geliebt und es tut mir so gut etwas von dieser Liebe in mir aufzunehmen. Und ich nehme nicht nur! Ich gebe auch etwas zurück! Zum Beispiel etwas von dort wo ich herkomme. Manchmal ist es die Energie aus eines kraftvollen Ortes im Wald und manchmal das Feuer einer anderen, zauberhaften Seele.“
Mein Kamerad ist entzückt. „Wow! Ich danke dir! Dem war ich mir gar nicht bewusst! Dachte mir schon, dass du wichtig bist, sonst wärst du schließlich nicht hier auf der Erde!“
„Gern geschehen. Ich fühle mich auf der Erde willkommen. Im stetigen Austausch mit den Energien. Es ist meine natürliche Bestimmung. Es ist was ich bin.“
Nun schaut mein Freund etwas betrübt auf den Boden: „Die Menschen nehmen soviel schlechtes freiwillig zu sich und machen sich darüber überhaupt keine Gedanken. Es hat bestimmt noch niemandem geschadet ein wenig von der Essenz eines Hundes abzubekommen, oder?“
„Nein, das hat es noch nie! Pure Lebensfreude wohnt diesen treuen Herzen inne und grenzenlose Hilfsbereitschaft!“ Der Gast muss laut lachen und ein paar Regenwürmer unterbrechen von dem ungebremsten Laut aufgeschreckt kurz ihre Lockerungsarbeiten des Erdbodens. Dann winken sie ihren beiden Bekannten von weitem zu und verschwinden wieder unter Tage.
„Ich mag diese ulkigen Nackedeis.“, sagt Ziggy die Zecke zu Flip dem Kater.
„Ich finde die auch gut. Besonders, weil sie die Vögel anlocken, die ich gerne jage!“, grinst sich Flip in die schon langsam ergrauenden Schnurrhaare.
„Und wenn du dann stundenlang auf der Lauer liegst, kann ich entspannt in dein kuscheliges Fell krabbeln und meine Mission erfüllen. Obwohl dein Mensch mich heute gestört hat, fühle ich mich dennoch satt und gestärkt. Zum Glück hat sie mir nicht den Kopf abgerissen. So habe ich schon viele Kumpels verloren. Die Zweibeiner sehen sich wohl sich zu häufig „Vikings“ auf Netflix an!“
„Ja, sie passt immer auf. Sie hat so ein Dings. Menschen haben für fast alles ein Dings. Damit öffnen sie Futterdosen, essen ihre Beute und putzen ihre Reißzähne. Manchmal benutzen sie auch ein und das gleiche Dings für zwei verschiedene Sachen. Zum Beispiel trinken sie ihr Wasser aus dem gleichen Dings mit dem sie auch Spinnen jagen. Wie das mit den Spinnen geht, habe ich ihnen schon oft gezeigt. Vergebens. Menschen haben es gerne schwer.“
„Mit oder ohne Dings: Die Menschen werden sich wahrscheinlich immer vor mir fürchten.“, bedauert Ziggy nun doch ein wenig seine Rolle im ewigen Kreis.
„Manchmal habe ich das Gefühl, sie haben vergessen, dass sie frei sind. Da ist nichts, was sie bedroht. Außer die Angst selbst. „, resigniert das Katerchen für einen Moment.
Die pralle Zecke wirkt bestürzt. „Wie kann man das einfach vergessen???“
„Das weiß ich nicht. Ich bin eine Katze. Aber ich spüre was ihnen gut tut und was ihnen fehlt. So wie du. So unterstütze ich meine Menschen jeden Tag.“
„Hast du etwa auch ein Dings?“, prustet Ziggy und kullert rücklings vor Gelächter unkontrolliert über das Terrassenpflaster.
„Nein. Ich vertraue ihnen einfach. Das tut ihnen gut. Es erinnert sie an ihren eigenen Frieden, den sie unter so vielen Dings vergraben haben.“
Flip wendet sich mir maunzend zu und streicht entlang meiner Beine. Ich nehme ein Dings und öffne eine Dose Futter für ihn. Ziggy schleppt seinen vollen Bauch über die Wiese. Ich sehe wie die Regenwürmer hinter seinem rücken über seine Unbeweglichkeit schmunzeln. Ein ganz normaler Tag in diesem Universum.

